Software: SimX - Nadelantrieb - Probabilistik - Toleranzversuchsstand: Unterschied zwischen den Versionen

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<div align="center">'''Toleranz-Versuchsstand'''</div>
<div align="center">'''Toleranz-Versuchsstand'''</div>


== Toleranzen (Streuungen) in OptiY ==
== Simulation als Optimierungsverfahren ==  
Im OptiY beginnen wir mit einer neuen Datei '''Etappe4_xx.opy''' ('''xx'''=Teilnehmer-Nummer):  
[[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_Optimierungsverfahren.gif|right]]
* [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_toleranz-eigenschaft.gif|right]]Wir speisen im Workflow die '''5 Streuungen''' in unser Antriebsmodell:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_toleranzen_u_nennwerte.gif| ]] </div>
Im OptiY beginnen wir mit einer neuen Datei '''Etappe4_xx.opy''' ('''xx'''=Teilnehmer-Nummer):
* Für das Experiment wählen wir als "Optimierungs"-'''Verfahren''' die '''Simulation'''. Da im Workflow ''Streuungen'' existieren, wird mit der Simulation nun eine ganze Stichprobe simuliert ("Toleranz-Simulation").
* Für das Experiment wählen wir als "Optimierungs"-'''Verfahren''' die '''Simulation'''. Dieses Verfahren bewirkt eine einmalige Abarbeitung des gesamten Experiment-Workflows.
* Der Wert '''T''' der '''Toleranz''' beschreibt für jede Streuungsgröße die Breite des Variationsbereiches um den aktuellen '''Nennwert''' '''N''': '''(N-T/2)''' bis '''(N+T/2)'''.
* Da wir im Workflow noch ''Streuungen'' definieren, wird danach mit einer '''Simulation''' eine ganze Stichprobe simuliert ("Toleranz-Simulation").
* Die Werte von ''Toleranz'' und ''Nennwert'' im ''Virtuellen Entwurf'' sollen hier den Werten der "realen" Stichprobe entsprechen (''Entwurfsparameter''=False und ''Typ''=Konstante verhindern eine Veränderung der Streuung bei einer Optimierung). Im Rahmen des ''virtuellen Entwurfs'' werden virtuelle Stichproben berechnet. Worum es sich hierbei handelt, werden wir später noch detailliert betrachten.
* Jetzt ist zu beachten, dass der ''Nennwert'' als ''Toleranzmittenwert'' exakt in der Mitte des Toleranzbereiches liegt. Der ''Nennwert'' entspricht hier dem Toleranzmittenwert, unabhängig von der Art der Verteilung:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_optiy-streuungen.gif| ]] </div>


'''Relative Toleranz-Breiten'''


Durch unseren Trick mit dem zusätzlichen Toleranz-Element im Simulationsmodell haben wir die Möglichkeit, im OptiY mit relativen Toleranz zu arbeiten:
== Toleranzen (Streuungen) in OptiY ==
* Die Streuungen (Toleranzen) sollten die gleichen Bezeichner erhalten, wie die zugeordneten Größen im SimulationX-Modell. Relative Toleranzgrößen wurden im Beispiel durch "rel" im Namen gekennzeichnet.
* Der ''Nennwert'' der Streuung entspricht dem normierten Toleranzmittenwert. Da es sich hier um normierte Größen handelt, gilt immer '''Nennwert=1'''.
* Die Toleranz entspricht der Breite des Streubereiches. Infolge der Normierung wird diese Breite in 100% in Bezug auf den zugehörigen Toleranzmittenwert 1 angegeben (z.B. Toleranz=0.6 für ±30%). Der Wert ist ohne Einheit [-].
* Entsprechend der vorgegebenen prozentualen Streuungen sind die konkreten Toleranz-Werte einzutragen.
* Fertigungstoleranzen (''kF_relTol'', ''kP_relTol'' und ''v_relTol'') können als "Normal verteilt" angenommen werden, wenn keine weiteren Informationen vorliegen. Sind die Verteilungsfunktionen aus den Fertigungsprozessen bekannt, kann man diese durch die Lambda-Verteilung nachbilden.
* "Schätzwerte" für Modell-Parameter (''RW_relTol'') können als "Normal verteilt" angenommen werden.


'''Absolute Toleranz-Größen'''
Wir fügen die '''5 Streuungen''' in den Experiment-Workflow ein und speisen damit die zugehörigen Parameter unseres Antriebsmodells der '''Etappe4''':
<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_Streuungen_Einfuegen.gif|.]] </div>
Für jede Streuung definiert man voneinander unabhängige Eigenschaften für zwei Aspekte ihrer Verwendung:
# '''Versuchsplanung:''' beschreibt die Streuung für die "'''reale Stichprobe'''" (Abtastung des Modells oder eines Versuchsmusters zur Gewinnung einer Ersatzfunktion innerhalb des Toleranzbereiches)
# '''Virtueller Entwurf:''' beschreibt die Streuung für die "'''virtuelle Stichprobe'''" (Gewinnung probabilistischer Aussagen unter Nutzung der auf Basis der Versuchsplanung ermittelten Ersatzfunktion):
<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_Streuung_Eigenschaften.gif|.]] </div>
* Der Wert der '''Toleranz T''' beschreibt für jede Streuungsgröße die Breite des Variationsbereiches um den aktuellen '''Nennwert N''': '''(N-T/2)''' bis '''(N+T/2)'''.
* Der '''Nennwert''' entspricht hier dem Toleranzmittenwert, unabhängig von der Art der Verteilung:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_optiy-streuungen.gif| ]] </div>
* '''Typ=Zufall''' gewährleistet eine Behandlung der Streuung als stetige, kontinuierliche Verteilung.
* '''''Beachte'':''' Der Toleranzbereich des "virtuellen Entwurfs" sollte den abgetasteten Toleranzbereich der "Versuchsplanung" nicht verlassen, da eine Extrapolation der Ersatzfunktion mit großen Unsicherheiten behaftet ist.
* In unseren Experimenten entsprechen die Werte von '''Toleranz''' und '''Nennwert''' im "Virtuellen Entwurf" den Werten der "Versuchsplanung"!
* '''''Hinweise'':'''
*# '''Genauigkeit''' definiert die kleinstmögliche Änderung des Toleranzwertes beim Suchen nach einem optimalen Toleranzwert (ohne Bedeutung bei unserer Toleranzanalyse!)
*# '''Entwurfsparameter''': Es ist möglich, auf der Basis der gewonnenen Ersatzfunktion Optimierungen durchzuführen. Markiert man eine Streuung als "Entwurfsparameter", wird der virtuelle Nennwert bei der virtuellen Optimierung geändert.


[[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_absolute_temperaturtoleranz.gif|right]]
Analog zum obigen Beispiel der absoluten Toleranz für den Wirbelstromwiderstand des Eisenmaterials definieren wir die Eigenschaften der anderen absoluten Toleranzen:
Nur für die aktuelle Spulentemperatur geben wir eine absolute Toleranzbreite in '''°C''' an:
Spulentemperatur     '''T_Spule''' : Nennwert=25 °C  / Toleranz=100 K      / Gleichverteilung ("Kaltstart" auch bei Kälte!)
* Der Temperaturbereich soll -25°C bis 75°C überstreichen, daraus ergibt sich '''Toleranz=100'''.
Papierdicke          '''d_Papier''' : Nennwert=0,1 mm  / Toleranz=0,2 mm      / Gleichverteilung (verschiedene Papiersorten)
* Als Toleranz-Mittenwert setzen wir '''Nennwert=25'''.
Betriebsspannung      '''v_el'''     : Nennwert=24 V    / Toleranz=4,8 V      / Normalverteilung
* Wir benutzen die '''Gleichverteilung''', welche man häufig für wechselnde Umgebungsbedingungen verwendet. 
Wirbelstromwiderstand '''Re_Eisen''' : Nennwert=1,5 mΩ  / Toleranz=1,5 mΩ      / Normalverteilung


Für die einzelnen Exemplare der Stichprobe werden die absoluten Werte der mit relativen Toleranzen behafteten Größen im Toleranz-Element des SimulationX-Modells aus den Werten der relativen Toleranzgrößen berechnet:
Die Definition der Eigenschaften für die relative Toleranz der Federsteife ist ebenfalls kein Problem:
* z.B. ergibt sich der aktuelle Wert der Federsteife im SimulationX-Modell zu '''kF:=kF_relTol*kF_Mitte;'''  
normierte Federsteife '''kFeder_rel''': Nennwert=1    / Toleranz=0,6        / Normalverteilung (±30% um normierten Nennwert)
* Damit im OptiY-Experiment die statistischen Kennwerte für die Absolutwerte der toleranzbehafteten Größen verfügbar sind, werden diese Werte als Ausgangsgrößen in den Workflow eingefügt und mit den entsprechenden Größen des Toleranz-Elements verknüpft. Dies dient vorwiegend der Verifizierung unseres Toleranz-Modells, um sicherzustellen, dass aus den normierten Toleranzen die richtigen Streubereiche berechnet werden.
''OptiY'' bietet die Möglichkeit, die generierten Verteilungsdichten der einzelnen Streuungen als Grafikdiagramm darzustellen:
* z.B. wird die Ausgangsgröße ''_k_Feder'' der Modell-Variablen ''Toleranz.kF'' zugeordnet.<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_absolut_outputs.gif]] </div>
* Damit kann man für die absoluten Toleranzen direkt überprüfen, ob ihre Streuungen mit der gewünschten Verteilung innerhalb der richtigen Grenzen generiert werden.
* Bei den relativen Toleranzen erkennt man leider nicht direkt, ob damit im Beispiel die Streuung von '''k_Feder''' im Modell richtig berechnet wurde.
Man kann die statistischen Kennwerte solcher modell-interner Größen im OptiY-Experiment verfügbar machen, indem man für diese Werte Ausgangsgrößen in den Workflow einfügt und mit den entsprechenden Größen im Modell verknüpft:
<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_absolut_outputs.gif]] </div>
* Die Verteilungsdichte von Ausgangsgrößen kann im ''OptiY'' nicht direkt dargestellt werden!
* Deshalb ist als Workaround eine zusätzliche Restriktionsgröße erforderlich, deren Grenzwerte nie wirksam werden. Diese dient nur der Verifizierung unseres Toleranz-Modells, um sicherzustellen, dass aus der normierten Toleranz die richtigen Streubereiche berechnet werden.


== Bewertungsgrößen ==
== Bewertungsgrößen ==


* Wir nutzen Restriktionsgrößen zur Überprüfung, ob alle Forderungen an den Antrieb eingehalten werden.  
* Wir nutzen Restriktionsgrößen zur Überprüfung, ob alle Forderungen an den Antrieb eingehalten werden.
* Für die Toleranz-Simulation können wir uns auf die folgenden 5 Restriktionsgrößen beschränken, weil die berücksichtigten Streuungen keine Auswirkung auf die Abmessungen des Magneten haben:
* Die berücksichtigten Streuungen haben keine Auswirkung auf die Abmessungen von Magnetkreis und Spule (d.h., auf L_Magnet und d_Draht).
* Für die Toleranz-Simulation können wir uns deshalb auf die folgenden Restriktionsgrößen beschränken:
# '''Praegung'''
# '''Praegung'''
# '''tZyklus''' (Obergrenze wie gefordert!)
# '''tZyklus''' (Obergrenze wie gefordert!)
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# '''dT_Draht'''  
# '''dT_Draht'''  
* Wir ergänzen im Workflow die erforderlichen Ausgangsgrößen und Restriktionen:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_workflow_mit_restriktionen.gif]] </div>
* Wir ergänzen im Workflow die erforderlichen Ausgangsgrößen und Restriktionen:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_workflow_mit_restriktionen.gif]] </div>
* Unter Berücksichtigung der richtigen physikalischen Einheit tragen wir die Grenzwerte für die Restriktionsgrößen ein.
* Unter Berücksichtigung der richtigen physikalischen Einheit tragen wir die Grenzwerte für diese Restriktionsgrößen ein.


== Versuchsplanung ==
== Versuchsplanung ==


Eine Versuchsplanung ist immer dann durchzuführen, wenn man Streuungen als Entwurfsparameter im Workflow verwendet:
Verwendet man innerhalb eines Experiment-Workflows mindestens eine Streuung als Entwurfsparameter, so wird anstatt einer einzelnen Nennwert-Simulation eine sogenannte probabilistische Simulation durchgeführt. Eine probabilistische Simulation (welche der Toleranz-Analyse einer Stichprobe entspricht) erfordert immer eine statistische Versuchsplanung:
* Anstatt eines einzelnen Modell-Laufes wird eine probabilistische Simulation im Sinne einer Toleranz-Simulation durchgeführt.  
* Die statistische Versuchsplanung beschreibt, wie die Exemplare einer Stichprobe im Rahmen des durch die Toleranzen erzeugten Streubereiches gewonnen werden.  
* Diese Art der Simulation bildet das Verhalten einer Stichprobe nach.
* Exemplare einer Stichprobe sind dabei z.B. die mit einem Modell für diskrete Parameter-Konfigurationen berechneten Bewertungsgrößen oder unter vorgegebenen Bedingungen an realen Objekten gemessene Datensätze.
* Innerhalb der Stichprobe werden:
* Es existieren verschiedene Verfahren der statistischen Versuchsplanung:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistische_Simulation_-_Versuchsplanung_Methodenwahl.gif|.]] </div>
# die Streuungen von Entwurfsparametern im Rahmen ihrer Verteilungsdichte-Funktionen berücksichtigt.  
* Die probabilistische Simulation beginnt immer mit der Abarbeitung des Versuchsplans. Im Ergebnis existiert eine Stichprobe in Form von Datensätzen für die einzelnen Exemplare.
# die daraus resultierenden Streuungen aller anderen Workflow-Größen berechnet.  
* Ausgehend von diesen "Stützstellen"-Datensätzen erfolgt meist die Bildung einer Ersatzfunktion (auch Meta-Modell oder Antwortfläche genannt) für die Abhängigkeit der Bewertungsgrößen des untersuchten Objektes von den betrachteten Inputgrößen im Streubereich.  
 
* Das Meta-Modell ist dann die Grundlage für den "Virtuellen Entwurf" zur Berechnung der gewünschten probabilistischen Ergebnisse, welche nicht direkt aus der Stichprobe gewonnen werden können.
Probabilistische Simulation kann nach verschiedenen Verfahren durchgeführt werden:
# Streuung von Entwurfsparametern durch Generierung von Zufallszahlen.  
# Ermittlung von Übertragungsfunktionen zwischen streuenden Inputgrößen und Outputgrößen. Analytische Berechnung der Outputstreuung anhand der Eingangsstreuungen und der ermittelten Übertragungsfunktionen.  


Details zu den beiden grundlegenden Verfahren der probabilistischen Simulation werden in den folgenden Abschnitten behandelt.  
Im Rahmen dieser Übungsetappe werden wir zwei Methoden der Versuchsplanung im Vergleich anwenden (Sample- und Moment-Methode):
<div align="center"> [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistik_-_Toleranzmodell|&larr;]] [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistik_-_Sample-Methoden|&rarr;]] </div>
* Die Details zu den beiden anzuwendenden Verfahren der probabilistischen Simulation werden in den folgenden Abschnitten behandelt.
* Vorläufig verändern wir noch nicht das voreingestellte Standard-Verfahren.
<div align="center"> [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistik_-_Toleranzmodell|]] [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Probabilistik_-_Sample-Methoden|]] </div>

Aktuelle Version vom 6. Mai 2024, 18:25 Uhr

Toleranz-Versuchsstand

Simulation als Optimierungsverfahren

Software SimX - Nadelantrieb - Probabilistische Simulation - Optimierungsverfahren.gif

Im OptiY beginnen wir mit einer neuen Datei Etappe4_xx.opy (xx=Teilnehmer-Nummer):

  • Für das Experiment wählen wir als "Optimierungs"-Verfahren die Simulation. Dieses Verfahren bewirkt eine einmalige Abarbeitung des gesamten Experiment-Workflows.
  • Da wir im Workflow noch Streuungen definieren, wird danach mit einer Simulation eine ganze Stichprobe simuliert ("Toleranz-Simulation").


Toleranzen (Streuungen) in OptiY

Wir fügen die 5 Streuungen in den Experiment-Workflow ein und speisen damit die zugehörigen Parameter unseres Antriebsmodells der Etappe4:

.

Für jede Streuung definiert man voneinander unabhängige Eigenschaften für zwei Aspekte ihrer Verwendung:

  1. Versuchsplanung: beschreibt die Streuung für die "reale Stichprobe" (Abtastung des Modells oder eines Versuchsmusters zur Gewinnung einer Ersatzfunktion innerhalb des Toleranzbereiches)
  2. Virtueller Entwurf: beschreibt die Streuung für die "virtuelle Stichprobe" (Gewinnung probabilistischer Aussagen unter Nutzung der auf Basis der Versuchsplanung ermittelten Ersatzfunktion):
.
  • Der Wert der Toleranz T beschreibt für jede Streuungsgröße die Breite des Variationsbereiches um den aktuellen Nennwert N: (N-T/2) bis (N+T/2).
  • Der Nennwert entspricht hier dem Toleranzmittenwert, unabhängig von der Art der Verteilung:
    Software SimX - Nadelantrieb - Probabilistische Simulation - optiy-streuungen.gif
  • Typ=Zufall gewährleistet eine Behandlung der Streuung als stetige, kontinuierliche Verteilung.
  • Beachte: Der Toleranzbereich des "virtuellen Entwurfs" sollte den abgetasteten Toleranzbereich der "Versuchsplanung" nicht verlassen, da eine Extrapolation der Ersatzfunktion mit großen Unsicherheiten behaftet ist.
  • In unseren Experimenten entsprechen die Werte von Toleranz und Nennwert im "Virtuellen Entwurf" den Werten der "Versuchsplanung"!
  • Hinweise:
    1. Genauigkeit definiert die kleinstmögliche Änderung des Toleranzwertes beim Suchen nach einem optimalen Toleranzwert (ohne Bedeutung bei unserer Toleranzanalyse!)
    2. Entwurfsparameter: Es ist möglich, auf der Basis der gewonnenen Ersatzfunktion Optimierungen durchzuführen. Markiert man eine Streuung als "Entwurfsparameter", wird der virtuelle Nennwert bei der virtuellen Optimierung geändert.

Analog zum obigen Beispiel der absoluten Toleranz für den Wirbelstromwiderstand des Eisenmaterials definieren wir die Eigenschaften der anderen absoluten Toleranzen:

Spulentemperatur      T_Spule  : Nennwert=25 °C   / Toleranz=100 K       / Gleichverteilung ("Kaltstart" auch bei Kälte!)
Papierdicke           d_Papier : Nennwert=0,1 mm  / Toleranz=0,2 mm      / Gleichverteilung (verschiedene Papiersorten)
Betriebsspannung      v_el     : Nennwert=24 V    / Toleranz=4,8 V       / Normalverteilung
Wirbelstromwiderstand Re_Eisen : Nennwert=1,5 mΩ  / Toleranz=1,5 mΩ      / Normalverteilung 

Die Definition der Eigenschaften für die relative Toleranz der Federsteife ist ebenfalls kein Problem:

normierte Federsteife kFeder_rel: Nennwert=1     / Toleranz=0,6         / Normalverteilung (±30% um normierten Nennwert)

OptiY bietet die Möglichkeit, die generierten Verteilungsdichten der einzelnen Streuungen als Grafikdiagramm darzustellen:

  • Damit kann man für die absoluten Toleranzen direkt überprüfen, ob ihre Streuungen mit der gewünschten Verteilung innerhalb der richtigen Grenzen generiert werden.
  • Bei den relativen Toleranzen erkennt man leider nicht direkt, ob damit im Beispiel die Streuung von k_Feder im Modell richtig berechnet wurde.

Man kann die statistischen Kennwerte solcher modell-interner Größen im OptiY-Experiment verfügbar machen, indem man für diese Werte Ausgangsgrößen in den Workflow einfügt und mit den entsprechenden Größen im Modell verknüpft:

Software SimX - Nadelantrieb - Probabilistische Simulation - absolut outputs.gif
  • Die Verteilungsdichte von Ausgangsgrößen kann im OptiY nicht direkt dargestellt werden!
  • Deshalb ist als Workaround eine zusätzliche Restriktionsgröße erforderlich, deren Grenzwerte nie wirksam werden. Diese dient nur der Verifizierung unseres Toleranz-Modells, um sicherzustellen, dass aus der normierten Toleranz die richtigen Streubereiche berechnet werden.

Bewertungsgrößen

  • Wir nutzen Restriktionsgrößen zur Überprüfung, ob alle Forderungen an den Antrieb eingehalten werden.
  • Die berücksichtigten Streuungen haben keine Auswirkung auf die Abmessungen von Magnetkreis und Spule (d.h., auf L_Magnet und d_Draht).
  • Für die Toleranz-Simulation können wir uns deshalb auf die folgenden Restriktionsgrößen beschränken:
  1. Praegung
  2. tZyklus (Obergrenze wie gefordert!)
  3. vMax
  4. iMax
  5. dT_Draht
  • Wir ergänzen im Workflow die erforderlichen Ausgangsgrößen und Restriktionen:
    Software SimX - Nadelantrieb - Probabilistische Simulation - workflow mit restriktionen.gif
  • Unter Berücksichtigung der richtigen physikalischen Einheit tragen wir die Grenzwerte für diese Restriktionsgrößen ein.

Versuchsplanung

Verwendet man innerhalb eines Experiment-Workflows mindestens eine Streuung als Entwurfsparameter, so wird anstatt einer einzelnen Nennwert-Simulation eine sogenannte probabilistische Simulation durchgeführt. Eine probabilistische Simulation (welche der Toleranz-Analyse einer Stichprobe entspricht) erfordert immer eine statistische Versuchsplanung:

  • Die statistische Versuchsplanung beschreibt, wie die Exemplare einer Stichprobe im Rahmen des durch die Toleranzen erzeugten Streubereiches gewonnen werden.
  • Exemplare einer Stichprobe sind dabei z.B. die mit einem Modell für diskrete Parameter-Konfigurationen berechneten Bewertungsgrößen oder unter vorgegebenen Bedingungen an realen Objekten gemessene Datensätze.
  • Es existieren verschiedene Verfahren der statistischen Versuchsplanung:
    .
  • Die probabilistische Simulation beginnt immer mit der Abarbeitung des Versuchsplans. Im Ergebnis existiert eine Stichprobe in Form von Datensätzen für die einzelnen Exemplare.
  • Ausgehend von diesen "Stützstellen"-Datensätzen erfolgt meist die Bildung einer Ersatzfunktion (auch Meta-Modell oder Antwortfläche genannt) für die Abhängigkeit der Bewertungsgrößen des untersuchten Objektes von den betrachteten Inputgrößen im Streubereich.
  • Das Meta-Modell ist dann die Grundlage für den "Virtuellen Entwurf" zur Berechnung der gewünschten probabilistischen Ergebnisse, welche nicht direkt aus der Stichprobe gewonnen werden können.

Im Rahmen dieser Übungsetappe werden wir zwei Methoden der Versuchsplanung im Vergleich anwenden (Sample- und Moment-Methode):

  • Die Details zu den beiden anzuwendenden Verfahren der probabilistischen Simulation werden in den folgenden Abschnitten behandelt.
  • Vorläufig verändern wir noch nicht das voreingestellte Standard-Verfahren.