Software: SimX - Nadelantrieb - Aktordynamik - Wirbelstrom-Modell: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Modell-Erweitung (Wirbelstrom) ===
=== Modell-Erweitung (Wirbelstrom) ===
Der Wert des elektrischen Widerstands der Wirbelstrom-Bahn eines jeden Eisen-Abschnitts wird durch Geometrie und Material-Eigenschaften des Eisenkreises bestimmt. Prinzipiell könnte man die Parameter für Wirbelstrom-Elemente aus den Abmessungen und den Material-Kennwerten berechnen:
* Wir reduzieren die räumliche Struktur des Wirbelstromfeldes innerhalb eines Eisenabschnitts auf einen konzentrierten Parameter. Damit sollen die Auswirkungen des Wirbelstroms nur phänomenologisch abgebildet werden. Bisher wurden in der Literatur noch keine praktikablen Berechnungen zum Erreichen dieses Ziels gefunden.
* Deshalb berechnen wir die Parameter der Wirbelstrom-Elemente aus dem Stromsprung beim Einschalt-Vorgang. Für diese Berechnungen benötigen wir die Windungszahl und den ohmschen Widerstand der Spule.
* Wir konzentrieren alle Dimensionierungsberechnungen im Geometrie-Element:
# Alle für die Dimensionierung benötigten Größen werden als Parameter bzw. Variable des Geometrie-Elements definiert.
# Die im Geometrie-Element definierten Größen stehen dann anderen Modell-Elementen als Parameter zu Verfügung. 
'''Geometrie-Element'''
* Die Spulen-Parameter für die Windungszahl und den elektrischen Widerstand definieren wir als Parameter '''w_Spule''' und '''R_Spule'''. Beide sind mit den richtigen Einheiten und als '''''Typ Real''''' zu defineren, obwohl die Windungszahl technisch nur ganzzahlige Werte annehmen kann!
* Windungszahl und Spulenwiderstand bleiben im weiteren Prozess der Magnet-Dimensionierung konstruktive Basis-Parameter, die nicht aus anderen Parametern berechnet werden.
* Im Spulen-Element nehmen wir dann Bezug auf ''Geometrie.w_Spule'' bzw. ''Geometrie.R_Spule''.





Version vom 28. Oktober 2009, 17:01 Uhr

Wirbelstrom-Modell


Wirbelströme entstehen durch Induktionsspannungen in elektrisch leitfähigen Materialien bei zeitlicher Änderung des sie durchdringenden magnetischen Flusses. Aus den Wirbelströmen resultiert entsprechend der Lenzschen Regel ein magnetisches Gegenfeld, welches das erzeugende Feld abschwächt:

  • Infolge dieser Gegenwirkung wird die Feldänderung im Magnetkreis verzögert. Damit bewirken die Wirbelströme eine Ein- und Ausschaltverzögerung bei elektro-magnetischen Aktoren.
  • Insbesondere bei schnellen Feldänderungen kommt zu einer Feldverdrängung im Eisen. Dadurch verringert sich die effektiv durchströmte Fläche, was den magnetischen Widerstand der Eisen-Elemente in Abhängigkeit von der Feldänderungsgeschwindigkeit erhöht.
  • Die Wirbelströme bewirken über die ohmschen Verluste entlang ihrer Bahn eine Erwärmung des Eisenmaterials.

Mit sehr großem Berechnungsaufwand kann mit Finite-Element-Simulationen die Wirkunng der Wirbelströme innerhalb eines Magnetkreises detailliert untersuchen. Das ist innerhalb der System-Simulation mit Netzwerk-Modellen nur sehr eingeschränkt möglich!

Wir beschränken uns deshalb im Folgenden auf eine Nachbildung der Verzögerung der Feldänderung im Magnetkreis und die Auswirkung der Wirbelströme auf den Spulenstrom:

  • Eine Messung des zeitlichen Verlaufs des Einschaltstroms an einem unbeweglichem Elektromagneten ergibt ohne Berücksichtigung der austeuerabhängigen Permeabilität qualitativ folgende Stromverläufe:
    Software SimX - Nadelantrieb - Aktordynamik - wirbelstrom einschaltmessung.gif
  • Der Enstrom Iend wird bestimmt durch die verwendete Betriebsspannung U und dem ohmschen Widerstand RCu des Spulendrahtes.
  • Der Stromsprung I0 resultiert aus dem praktisch sofort fließenden Wirbelstrom mit seinen ohmschen Verlusten in den Eisen-Elementen. Diese Verlustenergie EW=U·I0 wird von der Spannungsquelle sofort bereitgestellt.
  • Der Wert von I0 liegt bei realen Magneten bezogen auf Iend bei maximal 5 bis 10%, wenn der Magnetkreis massive Eisenabschnitte enthält. Verwendet man geblechte Eisenkreise, so liegt dieser Sprung unter 1% und ist im Mess-Signal häufig kaum erkennbar.

Wir werden unser Modell nun so umgestalten, dass wir den Wirbelstrom zumindest in einer ersten Näherung berücksichtigen.


Wichtig:
Um unseren bisherigen Bearbeitungszustand nicht zu zerstören, erzeugen wir aus Etappe2a_xx.ism eine Kopie Etappe2b_xx.ism, mit der wir jetzt arbeiten. Wir können dann auch jederzeit die Auswirkung der zusätzlich berücksichtigten Effekte vergleichend analysieren!


Globaler Wirbelstrom-Ersatzwiderstand

Die einfachste Methode (welche wir nicht anwenden!), ist die Berücksichtigung des Wirbelstroms durch einen ohmschen Widerstand auf der elektrischen Seite des elektro-magnetischen Wandlers (Spule):

Software SimX - Nadelantrieb - Aktordynamik - wirbelstrom el-widerstand.gif
  • Dieser ohmsche Widerstand R_Wirbel muss direkt parallel zu den widerstandslosen Windungen der Spule angeordnet werden. Dazu muss man im SimX-Spulenelement Rel=0 setzen!
  • Der ohmsche Widerstand R_Spule des Windungsdrahtes liegt dann als separates Element in Reihe zur Spannungsquelle.
  • Besitzt man infolge von Messungen (oder aus Erfahrung) den Wert I0 für den Stromsprung und kennt den Endwert Iend, so kann man daraus R_Wirbel berechnen:
R_Wirbel = R_Spule·(Iend/I0 - 1)
  • Beim Einschalten des Magneten kommt es mit diesem Modell zum Stromsprung I0 und zu einer geringfügigen Verzögerung des Anzugsvorgangs, da an den Windungen der Spule weniger von der Betriebsspannung ankommt.
  • Beim Abschalten ergibt sich die größte Auswirkung, indem der Abfallvorgang verzögert stattfindet. Der Wirbelstromwiderstand wirkt wie ein relativ kleiner Schutzwiderstand zur Begrenzung der Abschaltspannung. Dadurch benötigt der Abbau des Stromes eine längere Zeit und die Haltekraft bleibt länger erhalten!

Die Wirkung dieses globalen elektrischen Ersatzwiderstandes kann man auch auf die magnetische Seite des elektro-magnetischen Wandlers transformieren:

Rel_Fe = R_Wirbel/w_Spule²
  • Dieses Wirbelstrom-Element in der magnetischen Domäne entspricht einer Kurzschlusswindung um das zugehörige Eisen-Element Rm_Fe. Infolge der Flussänderungen im Eisen wird eine Spannung in dieser kurzgeschlossenen Windung induziert. Der ohmsche Widerstand entlang des sich ergebenden Strompfades bestimmt den Betrag des Wirbelstroms:
    Software SimX - Nadelantrieb - Aktordynamik - wirbelstrom wirbel in eisen.gif
  • Verwendet man obige Umrechnungsformel zwischen R_Wirbel und Re_Fe, so ist das Verhalten beider Modelle identisch:
    Software SimX - Nadelantrieb - Aktordynamik - wirbelstrom mag-widerstand.gif
  • Das SimX-Spulenelement enthält nun wieder Windungszahl und ohmschen Widerstand des Drahtes.

Lokaler Wirbelstrom im jedem Eisen-Element

Auch die folgenden Betrachtungen führen wir noch ohne Veränderung unseres Modells durch:

  • Enthält die Netzwerk-Struktur der magnetischen Domäne Verzweigungen des magnetischen Flusses, so beeinflussen die Wirbelströme entscheidend die Aufteilung des magnetischen Flusses. Das kann man sich sehr einfach durch Berücksichtigung des Spulenstreufeldes verdeutlichen:
Software SimX - Nadelantrieb - Aktordynamik - wirbelstrom mit streuung.gif
  • Das Streufeld der Spule ist ein Luftelement und besitzt unabhängig vom aktuellen Magnetfeld einen konstanten magnetischen Widerstand.
  • Der Eisenabschnitt liegt in der Modellstruktur parallel. Bei schnellen Flussänderungen bewirkt das Wirbelstrom-Element ein Vergrößern des magnetischen Widerstandes dieses Flusszweiges. Der magnetische Fluss wird damit durch das Streufeld der Spule "gedrückt" und geht damit dem eigentlichen Arbeitskreis für diese Zeitspanne verloren.

Wir betrachten nun unsere Netzwerk-Struktur. Infolge der Teilung des Eisenkreises in ein "inneres" und ein "äußeres" Eisen-Element kommt es zu weiteren Auswirkungen des Wirbelstroms, wenn wir diesen in beiden Eisen-Elementen berücksichtigen:

Software SimX - Nadelantrieb - Aktordynamik - wirbelstrom in jedem eisen.gif
  • Der Einschaltstromsprung wird nun verschliffen, so das der Wert I0 nicht eindeutig ablesbar ist:
    Software SimX - Nadelantrieb - Aktordynamik - wirbelstrom einschaltmessung2.gif
  • Es kommt zu den bereits beschriebenen Verdrängungseffekten des Flusses vom äußeren Eisenabschnitt in die Spulenstreuung.


Modell-Erweitung (Wirbelstrom)

Der Wert des elektrischen Widerstands der Wirbelstrom-Bahn eines jeden Eisen-Abschnitts wird durch Geometrie und Material-Eigenschaften des Eisenkreises bestimmt. Prinzipiell könnte man die Parameter für Wirbelstrom-Elemente aus den Abmessungen und den Material-Kennwerten berechnen:

  • Wir reduzieren die räumliche Struktur des Wirbelstromfeldes innerhalb eines Eisenabschnitts auf einen konzentrierten Parameter. Damit sollen die Auswirkungen des Wirbelstroms nur phänomenologisch abgebildet werden. Bisher wurden in der Literatur noch keine praktikablen Berechnungen zum Erreichen dieses Ziels gefunden.
  • Deshalb berechnen wir die Parameter der Wirbelstrom-Elemente aus dem Stromsprung beim Einschalt-Vorgang. Für diese Berechnungen benötigen wir die Windungszahl und den ohmschen Widerstand der Spule.
  • Wir konzentrieren alle Dimensionierungsberechnungen im Geometrie-Element:
  1. Alle für die Dimensionierung benötigten Größen werden als Parameter bzw. Variable des Geometrie-Elements definiert.
  2. Die im Geometrie-Element definierten Größen stehen dann anderen Modell-Elementen als Parameter zu Verfügung.

Geometrie-Element

  • Die Spulen-Parameter für die Windungszahl und den elektrischen Widerstand definieren wir als Parameter w_Spule und R_Spule. Beide sind mit den richtigen Einheiten und als Typ Real zu defineren, obwohl die Windungszahl technisch nur ganzzahlige Werte annehmen kann!
  • Windungszahl und Spulenwiderstand bleiben im weiteren Prozess der Magnet-Dimensionierung konstruktive Basis-Parameter, die nicht aus anderen Parametern berechnet werden.
  • Im Spulen-Element nehmen wir dann Bezug auf Geometrie.w_Spule bzw. Geometrie.R_Spule.


===>>> Hier geht es bald weiter !!!