Software: SimX - Einfuehrung - Elektro-Chaos - Dioden-C mit Kennlinie
Jede Halbleiterdiode besitzt eine Sperrschichtkapazität. Der Wert dieser Kapazität ist abhängig von der anliegenden Sperrspannung. Dies nutzt bei der sogenannten Kapazitätsdiode gezielt aus, um z.B. die Resonanzfrequenz eines Schwingkreises mittels einer veränderlichen Spannung einzustellen.
Die Hersteller der Kapazitätsdioden stellen für jeden Diodentyp Datenblätter mit den wichtigsten Parametern zur Verfügung. Wir beziehen uns im weiteren auf die Diode BB 512 von SIEMENS. Das zugehörige Datenblatt findet man z.B. auf http://www.datasheetcatalog.com als PDF-Datei zum Download:
- Uns interessiert auf Seite 3 des Datenblatts díe Kennlinie für die Abhängigkeit der Kapazität von der Sperrspannung CT = f (VR).
- Diese Kennlinie werden wir anstatt eines konstanten C-Wertes in einem neu zu gestaltendem Kapazitätselement benutzen.
Die Benutzung einer spannungsabhängigen C-Kennlinie in einem Kondensator-Modell ist nicht trivial. Im Sinne der Fehler-Minimierung gehen wir hierbei behutsam und schrittweise vor:
Neuer Elementtyp
- Wir beginnen mit einem neuen SimX-Modell, das wir unter dem Namen C-Kennlinie.ism speichern.
- Darin definieren wir einen neuen lokalen Modell-Elementtyp (Name=VarCapacitor / Kommentar=C-Kennlinie) mit einem Symbol 61x31 Pixel, welches eine variable Kapazität andeutet.
- Das Element erhält zwei elektrische Anschlüsse.
- Als Komponenten defineren wir den Spannungsabfall und den Strom.
- Wir übernehmen im Verhaltensalgorithmus wie üblich die Spannungsdifferenz der Anschlüsse und speisen die Anschluss-Ströme mit dem Strom.
- Den Strom durch das Element setzen wir vorläufig auf Null. D.h. es liegt eine Spannung am Element an, aber es fließt dabei kein Strom. * Zur Überprüfung dieses Verhaltens benutzen wir im Modell eine Spannungsquelle mir Signaleingang. Als Spannungswert v_scr verwenden wir die Simulationszeit t anstatt des Eingangs in1. Eine Simulation bis tStop=10 s sollte die Spannung an der Kapazität linear von 0...10 V ändern.
C-Kennlinie
Funktioniert die Spannungsänderung an der Kapazität, so implementieren wir als Nächstes die Werte der C-Kennlinie und lesen sie in Abhängigkeit von der anliegenden Spannung aus:
- Dazu benötigen wir eine Kennlinien-Komponente:
- Im Datenblatt ist die Kennlinie zwischen 0.4 V und 10 V dargestellt. Für diesen Bereich muss man versuchen, die Werte möglichst exakt abzulesen. Das ist sehr subjektiv. Es wird später noch erläutert, wie man dabei zu einer "Genauigkeit" von drei Zifferstellen kommt. Die C-Werte sind in der Basiseinheit F angegeben, um Umrechnungsfehler im Element-Algorithmus zu vermeiden:
x[V] y[1][F] 0.4 6e-010 0.5 5.77e-010 0.6 5.53e-010 0.7 5.3e-010 0.8 5.08e-010 0.9 4.88e-010 1 4.69e-010 2 3.1e-010 3 2e-010 4 1.29e-010 5 8.37e-011 6 5.73e-011 7 3.9e-011 8 2.72e-011 9 2e-011 10 1.5e-011
- Es wurden Werte oberhalb von 10 V so ergänzt, das auch bei höherer Spannung keine extrapolierten negativen C-Werte entstehen:
11 1.2e-011 12 1.06e-011 13 1e-011 14 9.5e-012 15 9.395e-012
Achtung:
Im Rahmen der Übung werden die Werte in Form einer archivierten Textdatei bereitgestellt (C_Kennlinie.zip):
- Nach dem Betätigen des Bearbeiten-Button für die Kennlinien-Komponente öffnet sich der Kennlinien-Editor. Darin beginnen wir mit "Kennlinie laden":
- Nach Wahl der Text-Datei öffnet sich der Importassistent, in dem man die Struktur der Daten-Tabelle beschreiben kann. Im Beispiel wurde die Tabelle im Default-Format gespeichert. Der Import muss jedoch mit Zeile 1 beginnen:
- Die Schritte 2 und 3 des Import-Assistenten kann man im Beispiel einfach Bestätigen:
- Wir verwenden eine lineare Interpolation, benutzen keine Sonderbehandlung und lassen eine lineare Extrapolation zu.
- Abgesehen von der linearen Teilung der X-Achse sollte die eingelesene Kennline den gleichen Verlauf besitzen, wie die Kennlinie des Datenblattes:
Bevor wir eine Variable für das Auslesen der C-Kennline definieren, noch einen Hinweis zur Bedeutung dieser Kennlinie:
- Es handelt sich hierbei nicht um den absoluten Kapazitätswert, welcher definiert ist durch die Ladungsmenge, welche bei einer bestimmten Kondensatorspannung im Kondensator gespeichert ist:
- [math]\displaystyle{ C = \frac{Q}{U} }[/math].
- Solche Dioden benutzt man z.B. für die Abstimmung von Schwingkreisen. Deren Wechselspannung ist dann wesentlich kleiner als die Sperrschichtspannung! Es interessiert hier nur das Kleinsignalverhalten im aktuellen Arbeitspunkt. Die bereitgestellte Kennlinie beschreibt deshalb die sogenannte differentielle Kapazität:
- [math]\displaystyle{ C_D = \frac{dQ}{dU} }[/math].
- Die differentielle Kapazität CD entspricht der Tangente (=Anstieg) an der Q=f(U)-Kennlinie der Diode im aktuellen Arbeitspunkt (Q,U).
- Wir definieren deshalb als Komponente eine Variable C_diff und weisen diese im Verhaltensalgorithmus den aktuellen Kennlinienwert zu. Dabei benutzen wir den Absolutwert der Spannung, um für den negativen Spannungsbereich numerische Probleme zu vermeiden:
C_diff:=C_Kennlinie(abs(v));
- Eine Simulation bis tStop=20 s ergibt die folgende Kennlinie für die differentielle Kapazität, wobei 1 s = 1 V entspricht:
- Die Abhängigkeit der Dioden-Kapazität von der anliegenden Spannung kann man durch geeignete Konfiguration eines y(x)-Signalfensters in der gleichen Form darstellen, wie im zugrunde gelegten Datenblatt:
- Wenn man genau hinschaut, sieht man in der Kennlinie einige kleine "Knicke".
- Es kann zwar sein, dass dies auf die Genauigkeit des späteren Simulation keinen Einfluss hat. Aber natürlich sollte man versuchen, eine nichtlinieare Kennlinie möglichst gut nachzubilden.
- Ein Hilfsmittel hierfür ist die Analyse der Ableitung der nachzubildenden Kennlinie. Dazu ergänzen wir im Modell einen Fuction-Block, um damit die zeitliche Ableitung des Kapazitätsverlaufes zu bilden:
- Die Ableitung ist stufenförmig. Dies ist richtig, denn wir benutzen für die Kennlinie bisher eine lineare Interpolation.
===>>> Hier geht es bald weiter !!!