Software: FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - Ansys - nichtlineare Materialeigenschaften

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Version vom 22. Februar 2022, 17:02 Uhr von Christoph Steinmann (Diskussion | Beiträge) (Seite erstellt)
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Nichtlineare Materialeigenschaften

Hintergrundinformationen

Die Berücksichtigung der geometrischen Nichtlinearität führte im Beispiel zu geringfügigen Verbesserung der Ergebnisse. Dabei wurde mit konstantem E-Modul für die Materialien gerechnet:

  • Unter dem Punkt Geometrie in den Details von "Gummi" kann man sehen, dass für das gewählte material die Nichtlinearen Effekte auf Ja stehen. Da wir diese komplexen Eigenschaften für unser Nitril-Gummi nie hinterlegt haben, bleibt die einstellung ohne Effekt.
Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - Z88 - nichtlin Materialien Spannung-Dehnung-Stahl.gif
  • Standardmäßig ist nach Zuweisung der Materialien das Hookesche Gesetz mit konstantem E-Modul und konstanter Querkontraktionszahl aktiviert (blauer Bereich kleiner Dehnung in nebenstehenden Spannungs-Dehnungs-Diagrammen).
  • Bleiben diese "Konstanten" infolge der Belastung nicht konstant, so kann man in der Strukturmechanik drei Haupttypen von Materialnichtlinearitäten unterscheiden:
  1. nichtlinear-elastisches Verhalten:
    Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - Z88 - nichtlin Materialien Spannung-Dehnung-Gummi.gif
    • die Dehnungen sind nicht proportional zu den Spannungen,
    • die Be- und Entlastung folgt der gekrümmten Funktion σ=f(ε),
    • innere Verluste werden nicht berücksichtigt → keine Hysterese zwischen Be- und Entlastung (unterer roter Bereich im Gummi-Diagramm).
  2. Plastizität:
    • Belastung und anschließenden Entlastung ergibt bleibende plastische Dehnungen (roter Bereich im Stahl-Diagramm),
    • Zusätzlich zum Spannungs-Dehnungs-Diagramm σ=f(ε) ist eine Fließkurve σf=f(εpl) erforderlich, welche z.B. durch Wertepaare aus plastischer Dehnung und zugehöriger Spannung definiert wird.
    • innere Verluste → Hysterese zwischen Be- und Entlastung
    • Kriechen als zeitabhängige Komponente muss separat beschrieben werden
  3. Hyperelastizität:
    • inkompressibles, rein elastisches Materialverhalten (Querkontraktionszahl=0,5)
    • E-Modul wird größer bei großer Dehnung,
    • bei hyperelastischen Materialien (z.B. Gummi) bis zu mehreren Hundert Prozent Dehnung möglich (oberer roter Bereich im Gummi-Diagramm),
    • treten große Dehnungen tatsächlich auf, so werden Finite Elemente stark verzerrt (ist bei der Vernetzung, der Elementwahl und im Solver zu berücksichtigen!).

Bei der Berücksichtigung nichtlinearer Materialeigenschaften existieren zwei grundsätzliche Probleme:

  1. Verfügbare Materialgesetze im verwendeten FEM-Programm:
    • Die implementierten Zusammenhänge sind immer Idealisierungen, die für Metall-Werkstoffe meist hinreichend genau die wesentlichen Abhängigkeiten berücksichtigen können.
    • Für Kompositwerkstoffe und Kunststoffe trifft dies häufig nicht mehr zu.
    • In Ansys sind einige "Kostproben" komplexer Materialmodelle enthalten. Umfangreiche Datenbanken für den professionellen Einsatz sind im Allgemeinen kostenpflichtig.
  2. Beschaffung der "richtigen" Material-Kenngrößen:
    • Meist ist man auf eigene Messungen für verwendete Materialien angewiesen, weil die erforderlichen nichtlinearen Zusammenhänge vom Hersteller nicht geliefert werden oder für den Einsatzbereich nicht gültig sind (z.B. starke Temperatur-Abhängigkeit bei Elastomeren).
    • Der prozentuelle Fehler von Material-Kenngrößen führt zu ähnlichen großen Fehlern in den Simulationsergebnissen. Der Ersatz des zuvor als konstant angenommenen E-Moduls durch eine Kennlinie garantiert also nicht automatisch genauere Lösungen.

Beispiel: "Gummipuffer" in den bisherigen Studien

  1. Stahlscheiben:
    • Dürfen nur im elastischen Bereich betrieben werden!
    • Die erforderliche Information erhält man durch die Ermittlung des Sicherheitsfaktors auf Grundlage der zulässigen Spannung.
    • Unterhalb dieser zulässigen Spannung gilt das Hooke'sche Gesetz und die Berücksichtigung nichtlinearer Materialeigenschaften ist nicht erforderlich.
  2. Gummihülse:
    • Nur an den Kanten zu den Stahlscheiben treten relativ große Dehnungen auf.
    • Da für das verwendete Gummimaterial keine konkreten Kennlinien zur Verfügung stehen, kann man sich auch hier auf die Überprüfung zulässiger Spannungswerte beschränken.

Bei einfachen Materialmodellen ist der elastische Anteil der Dehnung immer durch einen konstanten E-Modul definiert (blauer Abschnitt des kompletten Spannungs-Dehnungs-Diagramms):
.
Der Beginn der "Fließkurve" (roter Kurvenbereich) ist definiert durch die Streckgrenze kf. Es gilt:
..
Die Punkte der Fließkurven-Streckenabschnitte werden durch Wertepaare (εpl, σf) als nichtlineare Eigenschaft definiert.

Studie in Ansys Mechanical

Im Folgenden möchten wir die nichtlinearen Eigenschaften eines "echten" Gummis aus den mitgelieferten Materialdatenbanken von Ansys testen:

  • Wir schließen die bisherigen Studien in Mechanical und wechseln in die Workbench.
  • Zur Übernahme der Geometrie duplizieren wir dort das strukturierte 2D-Modell mit Streckenlast. Bei Vorgehen nach Anleitung ist das Analyse F, von der wir die übrigen 2D-Studien abgeleitet haben.
  • Nach dem Duplizieren erhalten wir Studie I, die wir in "Material nichtlinear" umnennen:
Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - Ansys - nichtlinear Projektuebersicht.gif
  • Nach dem Öffnen der Technischen Daten sehen wir die manuell definierten Materialien Stahl C35 und Gummi-Nitril:
Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - Ansys - nichtlinear Materialquelle.gif
  • Um das im Bild schon hinzugefügte Neoprengummi in der eigenen Studie zu ergänzen, öffnet man die Quellen für technische Daten am oberen Bildschirmrand.
  • Es öffnet sich eine Tabellenübersicht verschiedener Datenquellen.
  • Wir klicken auf Hyperelastische Materialien in Zeile 10.
  • In einer weiteren Tabelle der enthaltenen Daten ist der letzte Eintrag das gesuchte Neoprengummi.
  • Mit dem Hinzufügen-Button Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - Ansys - nichtlinear Button hinzu.gif übernehmen wir eine lokale Kopie in unsere Studie. Die Quelle für technische Daten kann man anschließend über die Schaltfläche am oberen Rand wieder verbergen.


  • Die Lösung des Problems kann je nach PC mehrere Minuten in Anspruch nehmen.
  • Achtung: Vor Abgabe der Datei ist die Kraft in der nichtlinearen Simulation auf 0,5 N zu reduzieren! Die Ergebnisdatei wird dadurch um über 100 MB kleiner! Lösungen, in denen die letzte Studie größer als 50 MB ist, werden nicht akzeptiert!