Software: FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - MP - Belastungsanalyse Postprocessing

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Postprocessing


Freistellen eines Bauteils (Gummihuelse)

Uns soll im Beispiel vor allem die Belastung der Gummihülse interessieren:

  • Diese wird an ihren Kreisflächen von den Stahlscheiben verdeckt.
  • Die automatische Skalierung der Kontur-Legende ist zumindest für die Darstellung von Spannungsverläufen auf dem Gummi ungünstig, weil die Spannungen im Stahl um Größenordnungen größer sind.

Es gibt zwei Varianten, den Blick auf verdeckte Bauteil-Flächen zu ermöglichen:

  1. Bauteil durchsichtig zeichnen (wie "Rauchglas"):
    Die Kontur-Farben sind hinter dem "Rauchglas" nicht besonders deutlich zu erkennen, aber man erkennt noch die Gesamtstruktur der Baugruppe.
  2. Bauteil ausblenden:
    Die automatische Skalierung der Kontur-Legende erfolgt auf Grund der in den "eingeblendeten" Bauteilen vorhandenen Minima/Maxima. Ohne weitere Konfiguration verdeutlicht diese zweite Variante die Spannungsverläufe auf dem Gummi am Besten:
    Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - MP - Ergebnisse Bauteil Scheiben ausgeblendet.gif

    Für die Kontur der Mises-Spannung auf den Stahlscheiben erwartet man Kreisringe. Es stellt sich also die Frage, woraus die berechneten Abweichungen von dieser Form resultieren?

Deformation

Mit der standardmäßigen Darstellung der Deformation (5% relativ zur Maximalabmessung) kann man die Verformung der Gummihülse noch nicht richtig erfassen:

  • Bei einem Prozentsatz von ca. 30% der Modellgröße erkennt man bei transparent angezeigtem Modell deutlich eine schiefe Verformung des Teils:
    Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - MP - Ergebnisse Deformation 30.gif
  • Aufgrund der kompletten Symmetrie muss aber bei richtiger Berechnung eine symmetrische Deformation erfolgen!
  • Aufgrund unserer Bemühungen um ein hinreichend feines Netz verwundert dieses Ergebnis.

Schnittdarstellung

Bisher sehen wir die Belastungen/Verformungen und Netzelemente nur auf den Oberflächen des Bauteils. Erforderlich ist aber ein Blick in das Innere von Bauteilen:

  • Mit Hilfe von MFL > Optionen für Ergebnisse > Schnittprofilebenen kann man sehr einfach die erforderlichen Schnitte definieren:
    Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - MP - Ergebnisse Schnittprofilebene hinzufuegen.gif
  • Mittels Umkehren kann man umschalten, welche Komponente des Bauteils ausgeblendet wird.

Für die Schnittebenen existieren umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten:

Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - MP - Ergebnisse Schnittprofilebene konfigurieren.gif
  • Einblenden - damit kann man die Ebene "unsichtbar" machen (meist sinnvoll)
  • Aktivieren - schaltet die Schnittwirkung der Ebene aus
  • Transparentebene - kann den Transparenzgrad der Schnittebene beeinflussen. Der Transparenzgrad beeinflusst nicht die Sichtbarkeit der Kontur-Darstellung auf der Schnittebene. "Undurchsichtig" ist z.B. günstig, um sämtliche Hintergrund-Konturen auszublenden:
Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - MP - Ergebnisse Schnittprofilebene undurchsichtig.gif

Im Folgenden wurde eine weitere Schnittebene definiert, damit man den Blick auf eine viertel Gummihülse erhält. Die Anzahl der Kontur-Level wurde auf 20 erhöht:

  • Der direkte Vergleich zwischen dem visuellen Stil Schattiert und Netz zeigt die Zuordnung physikalisch sinnloser Artefakte zur Netzstruktur.
  • Die Umschaltungen zwischen höchster und niedrigster Belastung erfolgen an Stellen, wo die Vernetzung keinen ästhetischen Anblick bietet.
  • Anscheinend ist der Solver nicht in der Lage, in besonders zerknautschten Netzbereichen noch mit der erforderlichen Genauigkeit zu rechnen.
  • Sicher könnte man noch etwas die Parameter des Solvers justieren, aber günstiger ist ein besseres Netz!

Netz-Verbesserung

Das beste FEM-Netz entsteht im Beispiel sicher durch manuelle Vernetzung, wie wir dies bereits im FEMAP durchgeführt haben. Es soll aber hier geübt werden, wie man durch Benutzung der automatischen vernetzung mit geringem Aufwand einigermaßen sicher zu einem hinreichenden Netz kommt:

  • Wir gehen zurück in den FEM-Editor und wählen ohne weitere Änderungen für das Volumen-Netz als Solid-Elemente "Nur Tetraeder".
  • Die reine Tetraeder-Vernetzung führt zwar nicht zum effektivsten Netz, wird aber von der automatischen Vernetzung gut beherrscht.
  • Nach dem Erstellen des 3D-Netzes dauert die Analyse (Simulation) ungefähr genauso lange, wie bei unserem vorherigen misslungenem Netz.

Die Ergebnisse erscheinen dann aber als wesentlich glaubwürdiger:

Mit den gesammelten Erfahrungen wollen wir nun das Netz fertigstellen:

  • Wir löschen alle alten Verfeinerungspunkte.
  • Wir tasten uns ausgehend von einer relativen groben Vernetzung iterativ an einen globalen Feinheitsgrad heran, welcher zwei Element-Schichten in den Stahlscheiben generiert. Dazu genügt die Beurteilung des generierten netzes ohne Analyse!
  • Die höchste Belastung tritt im Gummi an den Außenrändern der Stahlscheiben auf. Entlang dieser beiden Ränder wählen wir alle Knoten aus und definieren sie anschließend als Verfeinerungspunkte:
  • Wir verwenden Wirkradius=0,5 mm und Teilungsfaktor=2 (in Bezug auf die aktuelle Netzgröße). Damit ergibt sich nach akzeptabler Berechnungszeit im Gummi ein etwas ausgefranster Spannungsverlauf:
    Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - MP - Ergebnisse Netz-Schnitt mit Tetra verfeinert.gif
  • Beim Erstellen dieses Scripts wurde versucht, die Vernetzung an den inneren Lochrändern der Stahlscheiben genauso zu verfeinern. Dabei scheiterte jedoch die Erstellung des Netzes.
  • Die Spannungen werden als Sekundär-Ergebnisse aus den Verschiebungen der Knoten berechnet. Dabei kann es auch bei relativ guter Genauigkeit der Knoten-Verschiebungen aufgrund der Elementgröße und einer ungünstigen Ansatzfunktion (hier lineare Interpolation) zu größeren Abweichungen des Spannungsverlaufes kommen.
  • Die berechnete Verformung des gesamten Gummipuffers beträgt im Beispiel 1,76 mm:
    Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - MP - Ergebnisse Verformung mit Tetra verfeinert.gif
Software FEM - Tutorial - 3D-Mechanik - MP - Ergebnisse Elementdefinition bearbeiten.gif

Mit einer quadratischen Ansatzfunktion wird die reale Verformung der Elemente besser nachgebildet. Rechnet man das gleiche Netz mit einer quadratischen Ansatzfunktion, so sollten die berechneten Verschiebungen der Knoten genauer sein:

  • Achtung: Leider rechnet unser Netz auf einen 32-Bit-System nicht mehr, weil das Gleichungssystem zu groß wird. Deshalb hier nur die Beschreibung der Vorgehensweise und der berechneten Ergebnisse!
  • In jedem Bauteil muss man dafür die Elementdefinition bearbeiten:
  • Man wählt Mittlere Knoten > Einbezogen.
  • Dann werden zusätzlich zu den Eck-Knoten in den Elementena uf jeder Kante Mittelknoten definiert, deren Verschiebung ebenfalls berechnet wird.
  • Damit wird dann eine Verformung des Gummipuffers von 1,92 mm berechnet (ca. 9% mehr, als mit dem linearen Ansatz ohne Mittenknoten).
  • Der daraus berechnete Verlauf der Mises-Spannung im Gummi sieht jedoch auch nicht besser aus:
  • Anscheinend auf Grund der stärkeren Verformung der Stahlscheibe zeigt sich jetzt eine stärkere Belastung des Gummis am Innenrand der Stahlscheibe. An dieser Stelle müsste man das Netz verfeinern, was aber den Ressourcen-Bedarf wieder enorm in die Höhe treiben würde.


Zusammenfassung

Ziel des Postprocessing ist die Aufbereitung der Analyse-Ergebnisse in einer Form, welche die Bewertung dieser Ergebnisse ermöglicht. Dabei kann man zwei Hauptaspekte unterscheiden:

1. Modell-Validierung

In den Aufbau des FEM-Netzes floss das Vorwissen über die Gradienten der zu berechnenden Feldverläufe ein:

  • Erst die Simulation zeigt, ob die Hypothesen richtig waren. Insbesondere bei nichtlinearen Material-Eigenschaften, wozu auch Unstetigkeiten an Materialgrenzen gehören, kann man leicht zu Fehleinschätzungen kommen!
  • Waren die Hypothesen im Detail nicht richtig, so müssen die betroffenen Stellen des FEM-Netzes geändert werden. Danach ist eine erneute Simulation erforderlich.

Da 3D-Simulationen erfahrungsgemäß sehr Ressourcenaufwändig sind, versucht man bei der Modellentwicklung das FEM-Netz möglichst grob zu strukturieren:

  • Erst die Simulation zeigt, ob die Vernetzung hinreichend fein ist.
  • Nur grobe Fehler widerspiegeln sich auch qualitativ in den Ergebnissen.
  • Im Normalfall sollte man auch sinnvoll erscheinende Simulationen mit einem feineren Netz wiederholen. Die Ergebnisse sollten zum Schluss praktisch unabhängig von der gewählten Feinheit der Vernetzung sein.
  • Merke: Die einfachste Variante einer globalen feineren Vernetzung ist die Einbeziehung von Mittenknoten. Damit verdoppelt sich die Knotendichte und man rechnet außerdem mit einer günstigeren Ansatzfunktion. Die Vernetzung selbst muss man dabei nicht ändern.

2. Bewertung des Objektverhaltens

Dies ist das eigentliche Ziel des Postprocessing:

  • Beurteilung der Objekt-Deformation
  • Identifikation besonders stark beanspruchter Stellen des Objektes.
  • Vergleich der Buftretenden Belastung mit der zulässigen Materialbelastung