Software: SimX - Nadelantrieb - Struktur-Optimierung - Probabilistische Simulation: Unterschied zwischen den Versionen

Aus OptiYummy
Zur Navigation springenZur Suche springen
 
(129 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung|&uarr;]] <div align="center"> [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_Nennwert-Optimierung|&larr;]] [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_Bewertung|&rarr;]] </div>
[[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung|]] <div align="center"> [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_Nennwert-Optimierung|]] [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_Bewertung|]] </div>
<div align="center">''' Probabilistische Simulation  '''</div>
<div align="center">''' Probabilistische Simulation  '''</div>


=== Experiment-Planung ===
== Experiment-Planung ==


Die Funktionalität unseres Antriebs hat sich für die exakten Nennwerte durch die Struktur-Änderung nicht verschlechtert. In Hinblick auf die Zykluszeit erreicht man durch Ausschöpfen aller Restriktionen wieder den gleichen Wert.
Die Funktionalität unseres Antriebs hat sich für die exakten Nennwerte durch die Struktur-Änderung wesentlich verbessert. Insbesondere in Hinblick auf die Zykluszeit erreicht man nach Ausschöpfen aller Restriktionen markant bessere Werte:
* Erst die probabilistische Simulation kann zeigen, in welchem Maße wir durch die Struktur-Änderung eine akzeptable Verbesserung unserer Antriebslösung in Hinblick auf die Robustheit gegen Parameter-Streuungen erreichen konnten.
* Sowohl mit der Sample-Methode als auch mit der Moment-Methode soll in Anlehnung an die ''Etappe4'' eine probabilistische Simulation der neuen Nennwert-optimalen Lösung vorgenommen werden.
* Wir benutzen dafür zwei neue OptiY-Versuchsstände '''Etappe5_xx_Sample.opy''' und '''Etappe5_xx_Moment.opy''':<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_workflow_probabilistik.gif| ]] </div>
* Diese kann man analog zur Nennwert-Optimierung aus Kopien der entsprechenden Dateien von '''Etappe4''' gewinnen:
*# '''Etappe5_xx.isx''' als Modelldatei anstelle '''Etappe4_xx.isx''' im Workflow beider Experimente öffnen
*# '''vMax''' und '''kFeder'''-Hilfsgröße aus beiden Experiment-Workflows entfernen, da die Streuungen dieser Größen nicht mehr relevant sind.
*# '''iMax'''-Restriktion dient nur noch zur Information (unwirksame '''Obergrenze = 3.1&nbsp;A''')
 
== Sample-Methode ==
 
Hier soll das Augenmerk darauf gerichtet werden, dass eine Normalverteilung laut Definition keine Grenzen besitzt! Das erkennt man an einzelnen "Ausreißern" bei der Generierung der Stichprobe:
<div align="center">[[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_histogramm_inputs.gif|.]]</div>
* Solche "Ausreißer" bewirken bei grenzwertigen Lösungen häufig ein unzulässiges Verhalten.
* Alle nicht normalverteilten Streuungen (im Beispiel die Spulentemperatur und die Papierdicke) bewegen sich nur innerhalb der vorgegebenen Grenzwerte.


Erst die probabilistische Simulation kann zeigen, in welchen Maße wir durch die Struktur-Änderung eine akzeptable Verbesserung unserer Antriebslösung in Hinblick auf die Robustheit gegen Parameter-Streuungen erreichen konnten.


Wir benutzen dafür einen neuen OptiY-Versuchsstand '''Etappe5_xx_Streuung.opy''':  
=== Robustes Praegen ===
<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_workflow_probabilistik.gif| ]] </div>
 
* Diesen kann man wie für die Nennwert-Optimierung aus einer Kopie von ''Etappe4_xx.opy'' mit anschließender Änderung der Modellnamen in beiden Experimenten gewinnen:
Falls die gesamte berechnete Stichprobe zu einer vollständigen Praegung des Papiers führt, so ist die Interpretation der Ergebnisse relativ einfach:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_histogramm_outputs_praegung1.gif|.]] </div>
:# Die Größen des Abschalt-Schutzwiderstandes werden im Workflow nicht mehr benötigt.
* Die etwas "unterschiedlichen" Werte für '''Praegung=1''' widerspiegeln die Stärke des Aufpralls der Nadel auf den Matrizenboden.
:# Da wir wissen, dass '''iMax''' und '''vMax''' die vorgegebenen Grenzen nicht mehr überschreiten können, ersparen wir uns bei der probabilistischen Simulation die zugehörigen Restriktionsgrößen.
* Fast die gesamte Stichprobe unterschreitet die Forderung für die Zykluszeit von '''3.6&nbsp;ms'''. Es existieren 2% Ausreißer mit einer Zykluszeit von fast '''4&nbsp;ms'''.
* Sowohl mit der Sample-Methode als auch mit der Moment-Methode soll in Anlehnung an die ''Etappe4'' eine probabilistische Simulation der neuen Nennwert-optimalen Lösung vorgenommen werden.
* Die angestrebte Zykluszeit wird überwiegend im Rahmen eines Maximalstroms von ca. '''1.5&nbsp;A''' erreicht. Nur in einigen Prozent der Stichprobe kam es vor den Abschalten zu einer Eisen-Sättigung, welche sich in einem auf '''3&nbsp;A''' begrenzten Stromimpuls widerspiegelt.
* In 20% der Stichprobe kommt es zu einer erhöhten Spulenerwärmung, welche aber überwiegend unkritisch ist (max. 65°C in 1% der Stichprobe).
* Die Gesamtversagenswahrscheinlichkeit von ca. 21% resultiert überwiegend aus der Teilversagenswahrscheinlichkeit der Spulen-Erwärmung. Dies widerspiegelt sich sehr gut in den Verteilungsdichten aus der virtuellen Stichprobe:
<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_verteilung_outputs_praegung1.gif|.]] </div>
 
Die Sensitivitäts-Charts zeigen den Einfluss der einzelnen Streuungen auf die Bewertungsgrößen:
<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_effekte_real-sample_praegung1.gif| ]] </div>
* Bei vollständigem Prägen der Stichprobe zeigt der Sensitivity-Chart für die '''Praegung''' im Beispiel, dass die Anschlagsstärke vor allem durch die Papierdicke bestimmt wird. 
* Der Einfluss der Papierdicke hat sich durch unsere Struktur-Optimierung insgesamt vergrößert. Neben dem auftretenden Maximalstrom wird jetzt sogar die Spulen-Erwärmung maßgeblich von der Papierdicke bestimmt.
* Die Zykluszeit dagegen wird jetzt überwiegend vom Wirbelstrom-Widerstand des Eisenmaterials bestimmt.
 
Sortiert man die '''DOE-Tabelle''' nach den Werten von '''tZyklus''', so erkennt man, dass die längsten Zykluszeiten mit den kleinsten Wirbelstromwerten zusammenhängen:
* Für die entsprechende Zeile der DOE-Tabelle sollte man eine Simulation veranlassen.
* Wie bereits bekannt, wird der Anzugsvorgang durch den Wirbelstrom kaum beeinflusst.
* Die langsame Zykluszeit resultiert ausschließlich aus der Abfallverzögerung infolge eines eines stark verzögerten Abbaus der Magnetkraft:<div align="center">[[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_Wirbelstrom-Effekt_beim_Abfallvorgang.gif|.]]</div>
 
=== Behandlung von teilweisem Nichtpraegen ===
 
Nach einer qualifizierten Nennwert-Optimierung unserer modifizierten Antriebsstruktur sollte es innerhalb des vorgegebenen Streubereiches immer zu einem erfolgreichen Prägen des Papiers kommen. Es soll im Folgenden trotzdem erläutert werden, wie man "teilweises Nichtprägen" durch eine geeignete Konfiguration der Restriktionsgrenzen berücksichtigen kann:
* '''''Hinweis'':''' Die hierfür verwendeten Diagramme gehören nicht zur aktuellen Lösung!
* Bisher hatten wir die Grenzen des zulässigen Bereichs für das '''Praegen''' auf '''1.0 ... 1.1''' gesetzt.
* "Teilweises Nichtprägen" kann man im zugehörigen Histogramm leicht erkennen. Die Teilversagenswahrscheinlichkeit der realen Stichprobe für das '''Praegen''' wird dabei exakt durch Abzählen ermittelt (im Beispiel 4%):
<div align="center">[[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_histogramm_outputs_teilpraegung.gif|.]]</div>
* Im Histogramm erkennt man zwei völlig voneinander getrennte Teilmengen für das '''Praegen''': vollständiges Praegen=1 / unvollständiges Prägen < 0.78
* Dies erkennt man auch in der DOE-Tabelle, wenn man die Zeilen nach dem Wert von "Praegen" sortiert.
* Es ist natürlich nicht möglich, über diese "Lücke" eine hinreichend genaue Polynom-Ersatzfunktion für das '''Praegen''' zu legen!


'''''Hinweise zur Modell- und Lösungsstabilität:'''''
Die Teilversagenswahrscheinlichkeit für das Prägen wird deshalb im Beispiel extrem verfälscht, wenn man die bisherigen Grenzen von z.B. '''1 ... 1.1''' beibehält:
* Unter Umständen werden während der probabilistischen Simulation Lösungsexemplare generiert, deren Magnet zu schwach ist, um das Papier zu Prägen. Dabei ergibt sich eine Zykluszeit nahe Null. Man sollte deshalb die Untergrenze der Restriktion für die zulässige Zykluszeit auf Null setzen.
* Die gesamte Fläche links neben dem unteren Grenzwert 1 wird rot markiert (im Beispiel ca. 55%). Das hat Auswirkung auf die angebliche Gesamtversagenswahrscheinlichkeit, welche dadurch auch wesentlich größer erscheint (56% anstatt 30%):
* Ohne ''Praegung'' des Papiers erfolgt im Modell kein Abschalten des Elektro-Magneten, der nun komplett in die Sättigung gelangt. Dabei kann sich der Solver in einer Rechenschleife verfangen und die Modellrechnung endet nicht selbständig. Deshalb sollte man den Term für die Abbruchbedingung im Simulationsmodell um eine Bedingung erweitern:
<div align="center">[[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_verteilung_outputs_teilpraegung.gif|.]]</div>  
((Praegung.y>=1)and(tZyklus.y>1e-3)and((t-tZyklus.y)>1e-4)) or ((Riss.y==0)and(Nadel.v>0)and(Nadel.x<Nadel.x0))
* Hier kann man sich mit einem Trick behelfen, indem man die Grenzen des zulässigen Bereichs z.B. auf '''0.85 ... 1.3''' setzt (danach "'''Probabilistik neu berechnen'''" erforderlich!):
: Wenn das Papier noch nicht gerissen ist und die Nadel trotzdem zurückfliegt, dann federt die Nadelspitze nur auf der Papieroberfläche ab und es wird kein Prägevorgang erfolgen. In diesem Fall soll die Simulation enden.
<div align="center">[[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_verteilung_outputs_teilpraegung_grenztrick.gif|.]]</div>
* Bevor die Nadel durch die Magnetkraft in das Papier gedrückt wird, erfolgt durch die Feder-Vorspannung ein Zurückziehen in den Anschlag. Das wird als ein tZyklus-Ereignis interpretiert. Es entsteht ein Wert tZyklus<1e-3 s. Mit dem bisherigen Spulenmodell wird beim Nichtprägen damit eine Erwärmung von ca. 1000 K berechnet! Wir ändern deshalb mit dem Typedesigner das Verhalten des Spulenelements wie folgt:
* Erreicht die Nadelspitze den korrigierten unteren Grenzwert von 0.85, dann erfolgt in jedem Fall ein Prägen.  
PW:=Rel*i*i;
EW:=integral(PW,0);
if noEvent('''t_Zyklus>1e-3''') then
  PW_mittel:=EW/t_Zyklus;
else
  PW_mittel:=EW/(time+1e-6);
end if;
dT_Spule:=Rth_Kuehl*PW_mittel;
* Die Spulen-Erwärmung ''dT_Spule'' erhält damit beim Nichtprägen einen Wert, der ca. doppelt so groß ist, wie bei einem normalen Prägevorgang. Ursache ist, dass innerhalb der Simulationszeit keine Abschaltpause existiert, was die mittlere Verlustleistung erhöht. Das entspricht im Wesentlichen den realen Vorgängen.


=== Sample-Methode ===
'''''Hinweise'':'''
* Für kleine Teilversagenswahrscheinlichkeiten der Prägung funktioniert der Trick noch nicht perfekt → ca. 1% anstatt 4% in der realen Stichprobe!
* Probleme mit einer verfälschten Ersatzfunktion gibt es auch für die Zykluszeit, da beim "Nichtprägen" '''tZyklus=10&nbsp;ms''' registriert wird (entspricht der Simulationsendzeit "'''tStop'''"). Dies widerspiegelt sich auch in der Berechnung der Spulenerwärmung.
* Bei Existenz von Verhaltensunstetigkeiten im Streu-Bereich sind die Ergebnisse im Hinblick auf die Rangfolge der Effekte und das Maß ihrer Interaktionen mit großen Unsicherheiten behaftet, weil die Ersatzfunktionen in den Unstetigkeitsbereichen sehr ungenau sind.
* Um trotzdem Aussagen in Hinblick auf die Effekt-Eigenschaften zu erhalten, muss man in solchen Fällen die Toleranzen aller Streuungen proportional soweit verkleinern (z.B. auf 10%), dass kein unstetiges Verhalten für die simulierte Stichprobe mehr auftritt.


Hier soll das Augenmerk darauf gerichtet werden, dass eine Normalverteilung laut Definition keine Grenzen besitzt! Das erkennt man an einzelnen "Ausreißern" bei der Generierung der Stichprobe:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_histogramm_inputs.gif| ]] </div>
'''Anpassung der Grenzwerte für unstetige Restriktionsgröße "Praegung":'''
* Man sieht dies z.B. am unteren Wert der Betriebsspannung von 21&nbsp;V, der weiter als 10% vom Mittenwert 24&nbsp;V entfernt liegt bzw. am oberen Wert der relativen Papiersteife kP_relTol=1.63, der mehr als 50% über dem Mittelwert liegt.  
* Für unseren Struktur-optimierten Antrieb wird mit der Nennwert-optimierten Lösung ein robustes Prägen erreicht (wenn keine Fehler passieren!).
* Solche "Ausreißer" bewirken bei grenzwertigen Lösungen häufig ein unzulässiges Verhalten.
* Trotzdem ändern wir für diese "unstetige" Restriktionsgröße den zulässigen Bereich so, dass auch im anderen Fall eine hinreichend genaue Teilversagenswahrscheinlichkeit ermittelt wird.
* Alle nicht normalverteilten Streuungen (im Beispiel die Spulentemperatur) bewegen sich nur innerhalb der vorgegebenen Grenzwerte.
* '''Untergrenze = 0.85''' / '''Obergrenze = 1.3'''
Im Histogramm der ''Praegung'' sieht man, dass im Beispiel 5% der Stichprobe zu einem Nichtprägen des Papiers führten:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_histogramm_outputs.gif| ]] </div>
* '''Hinweis:''' Falls "nichtprägende" Lösungen im Histogramm nicht dargestellt werden, obwohl dafüreine Versagenswahrscheinlichkeit>0 angezeigt wird, muss man die Anzahl der Balken im Histogramm verringern (im Beispiel auf 20). In den Histogrammen werden in der aktuellen OptiY-Version nur Balken mit einem prozentualen Anteil > 3% berücksichtigt!
* Die "nichtprägenden" Antriebe widerspiegeln sich auch in der Streuung der Zykluszeit, wo sie mit einer sehr kleinen Zykluszeit vermerkt sind.
* Weniger Augenscheinlich sind diese Exemplare im Histogramm der Spulenerwärmung. Hier führen sie zu einer erhöhten Temperatur von ca. über 35°C.


Die Sensitivität-Charts zeigen den Einfluss der einzelnen Streuungen auf die Bewertungsgrößen:
== Moment-Methode ==
<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_effekte_real-sample.gif| ]] </div>
* Zumindest die Streuung der Betriebsspannung hat nur einen geringen Einfluss auf das Verhalten.
* Damit könnte man z.B. für eine anschließende probabilistische Optimierung die Anzahl der Streugrößen auf drei reduzieren.


Wir haben hier den typischen Fall, dass zulässige und unzulässige Lösungen nicht stetig ineinander übergehen:
Wir nutzen für die Moment-Methode "2. Ordnung mit Interaktionen" die separate Datei '''Etappe5_xx_Moment.opy''':
* Es entstehen im Beispiel zwei Teilmengen in der Stichprobe, welche sich in Ihren Eigenschaften markant voneinander unterscheiden.
* Falls diese bereits im Vorfeld erstellt wurde, wie in der Experimentvorbereitung beschrieben, so muss man noch die Grenzwerte für das "Praegen" entsprechend anpassen ('''0.85 ... 1.3''').
* Dieser Fall ist typisch bei Totalversagen von Lösungen ("Sein oder Nichtsein"), was sich im Beispiel in "Prägen oder Nichtprägen" äußert.
* Anderenfalls kann man die benötigte .opy-Projektdatei auch aus einer Kopie von '''Etappe5_xx_Sample.opy''' gewinnen, welche man umkonfiguriert.
* In der realen Monte-Carlo-Stichprobe wird dieses Verhalten exakt abgebildet.
* Es wird jedoch kaum möglich sein, die Streuung der Bewertungsgrößen mittels eines Polynom-Ansatzes befriedigend abzubilden, wie man anhand der virtuellen Stichprobe auf einem Polynom 2.Ordnung erkennt. Mittels Neuberechnen der Probabilistik [[Bild:Software_OptiY_-_Button_-_probabilistik_neu.gif|middle]] gelangt man zur Darstellung der virtuellen Sichprobe:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_histogramm_virtuell.gif| ]] </div>[[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_histogramm_praegung_korrigiert.gif|right]]
* Die Teilversagenswahrscheinlichkeit für das Prägen wird im Beispiel extrem verfälscht. Hier kann man sich mit einem Trick behelfen, indem man die untere Grenze des zulässigen Bereichs auf 0.9 setzt. Erreicht die Nadelspitze diese Position, dann erfolgt in jedem Fall ein Prägen.
* Die Sensitivität-Charts entsprechen denen der realen Stichprobe:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_effekte_virtuell-sample.gif| ]] </div>


=== Moment-Methode ===
Die Struktur-optimierte Lösung zeigt ein robustes Prägeverhalten im gesamten Streubereich der Toleranzen:
Es ist zu erwarten, dass die Genauigkeit der Moment-Methode infolge der unstetigen Lösungsmenge nicht befriedigen kann. Wenn man den Trick mit der korrigierten unteren Grenze für die ''Praegung'' auch in diesem Experiment anwendet, so erhält man ähnliche Ergebnisse, wie mit der virtuellen Sample-Methode:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_verteilungsdichte_moment-methode.gif| ]] </div>
* Man erhält mit der vollständigen Moment-Methode ähnliche Ergebnisse, wie mit der Sample-Methode:<div align="center">[[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_verteilungsdichte_moment-methode.gif|.]]</div>
Bei den globalen Sensitivitäten fällt auf, dass kleine Effekte durch die Moment-Methode im Beispiel vernachlässigt werden:<div align="center"> [[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_effekte_moment-methode.gif| ]] </div>
* Auch die Rangfolge der Effekte ist identisch zur Sample-Methode (mit Ausnahme fast gleich großer "Minimal"-Effekte z.B. bei iMax):<div align="center">[[Bild:Software_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_effekte_moment-methode.gif|.]]</div>
Auch werden die Interaktionen zwischen den Streuungen nicht im gleichen Maße erfasst, wie mit der Sample-Methode. Haupt- und Totaleffekt unterscheiden sich in den Ergebnissen der Moment-Methode im Beispiel nur geringfügig.
* Es treten keine wesentlichen Interaktionen zwischen den Streuungen auf (Total- und Haupteffekt jeweils fast gleich groß).
<div align="center"> [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_Nennwert-Optimierung|&larr;]] [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_Bewertung|&rarr;]] </div>
<div align="center"> [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_Nennwert-Optimierung|]] [[Software:_SimX_-_Nadelantrieb_-_Struktur-Optimierung_-_Bewertung|]] </div>

Aktuelle Version vom 7. Juni 2024, 13:30 Uhr

Probabilistische Simulation

Experiment-Planung

Die Funktionalität unseres Antriebs hat sich für die exakten Nennwerte durch die Struktur-Änderung wesentlich verbessert. Insbesondere in Hinblick auf die Zykluszeit erreicht man nach Ausschöpfen aller Restriktionen markant bessere Werte:

  • Erst die probabilistische Simulation kann zeigen, in welchem Maße wir durch die Struktur-Änderung eine akzeptable Verbesserung unserer Antriebslösung in Hinblick auf die Robustheit gegen Parameter-Streuungen erreichen konnten.
  • Sowohl mit der Sample-Methode als auch mit der Moment-Methode soll in Anlehnung an die Etappe4 eine probabilistische Simulation der neuen Nennwert-optimalen Lösung vorgenommen werden.
  • Wir benutzen dafür zwei neue OptiY-Versuchsstände Etappe5_xx_Sample.opy und Etappe5_xx_Moment.opy:
    Software SimX - Nadelantrieb - Struktur-Optimierung - workflow probabilistik.gif
  • Diese kann man analog zur Nennwert-Optimierung aus Kopien der entsprechenden Dateien von Etappe4 gewinnen:
    1. Etappe5_xx.isx als Modelldatei anstelle Etappe4_xx.isx im Workflow beider Experimente öffnen
    2. vMax und kFeder-Hilfsgröße aus beiden Experiment-Workflows entfernen, da die Streuungen dieser Größen nicht mehr relevant sind.
    3. iMax-Restriktion dient nur noch zur Information (unwirksame Obergrenze = 3.1 A)

Sample-Methode

Hier soll das Augenmerk darauf gerichtet werden, dass eine Normalverteilung laut Definition keine Grenzen besitzt! Das erkennt man an einzelnen "Ausreißern" bei der Generierung der Stichprobe:

.
  • Solche "Ausreißer" bewirken bei grenzwertigen Lösungen häufig ein unzulässiges Verhalten.
  • Alle nicht normalverteilten Streuungen (im Beispiel die Spulentemperatur und die Papierdicke) bewegen sich nur innerhalb der vorgegebenen Grenzwerte.


Robustes Praegen

Falls die gesamte berechnete Stichprobe zu einer vollständigen Praegung des Papiers führt, so ist die Interpretation der Ergebnisse relativ einfach:

.
  • Die etwas "unterschiedlichen" Werte für Praegung=1 widerspiegeln die Stärke des Aufpralls der Nadel auf den Matrizenboden.
  • Fast die gesamte Stichprobe unterschreitet die Forderung für die Zykluszeit von 3.6 ms. Es existieren 2% Ausreißer mit einer Zykluszeit von fast 4 ms.
  • Die angestrebte Zykluszeit wird überwiegend im Rahmen eines Maximalstroms von ca. 1.5 A erreicht. Nur in einigen Prozent der Stichprobe kam es vor den Abschalten zu einer Eisen-Sättigung, welche sich in einem auf 3 A begrenzten Stromimpuls widerspiegelt.
  • In 20% der Stichprobe kommt es zu einer erhöhten Spulenerwärmung, welche aber überwiegend unkritisch ist (max. 65°C in 1% der Stichprobe).
  • Die Gesamtversagenswahrscheinlichkeit von ca. 21% resultiert überwiegend aus der Teilversagenswahrscheinlichkeit der Spulen-Erwärmung. Dies widerspiegelt sich sehr gut in den Verteilungsdichten aus der virtuellen Stichprobe:
.

Die Sensitivitäts-Charts zeigen den Einfluss der einzelnen Streuungen auf die Bewertungsgrößen:

Software SimX - Nadelantrieb - Struktur-Optimierung - effekte real-sample praegung1.gif
  • Bei vollständigem Prägen der Stichprobe zeigt der Sensitivity-Chart für die Praegung im Beispiel, dass die Anschlagsstärke vor allem durch die Papierdicke bestimmt wird.
  • Der Einfluss der Papierdicke hat sich durch unsere Struktur-Optimierung insgesamt vergrößert. Neben dem auftretenden Maximalstrom wird jetzt sogar die Spulen-Erwärmung maßgeblich von der Papierdicke bestimmt.
  • Die Zykluszeit dagegen wird jetzt überwiegend vom Wirbelstrom-Widerstand des Eisenmaterials bestimmt.

Sortiert man die DOE-Tabelle nach den Werten von tZyklus, so erkennt man, dass die längsten Zykluszeiten mit den kleinsten Wirbelstromwerten zusammenhängen:

  • Für die entsprechende Zeile der DOE-Tabelle sollte man eine Simulation veranlassen.
  • Wie bereits bekannt, wird der Anzugsvorgang durch den Wirbelstrom kaum beeinflusst.
  • Die langsame Zykluszeit resultiert ausschließlich aus der Abfallverzögerung infolge eines eines stark verzögerten Abbaus der Magnetkraft:
    .

Behandlung von teilweisem Nichtpraegen

Nach einer qualifizierten Nennwert-Optimierung unserer modifizierten Antriebsstruktur sollte es innerhalb des vorgegebenen Streubereiches immer zu einem erfolgreichen Prägen des Papiers kommen. Es soll im Folgenden trotzdem erläutert werden, wie man "teilweises Nichtprägen" durch eine geeignete Konfiguration der Restriktionsgrenzen berücksichtigen kann:

  • Hinweis: Die hierfür verwendeten Diagramme gehören nicht zur aktuellen Lösung!
  • Bisher hatten wir die Grenzen des zulässigen Bereichs für das Praegen auf 1.0 ... 1.1 gesetzt.
  • "Teilweises Nichtprägen" kann man im zugehörigen Histogramm leicht erkennen. Die Teilversagenswahrscheinlichkeit der realen Stichprobe für das Praegen wird dabei exakt durch Abzählen ermittelt (im Beispiel 4%):
.
  • Im Histogramm erkennt man zwei völlig voneinander getrennte Teilmengen für das Praegen: vollständiges Praegen=1 / unvollständiges Prägen < 0.78
  • Dies erkennt man auch in der DOE-Tabelle, wenn man die Zeilen nach dem Wert von "Praegen" sortiert.
  • Es ist natürlich nicht möglich, über diese "Lücke" eine hinreichend genaue Polynom-Ersatzfunktion für das Praegen zu legen!

Die Teilversagenswahrscheinlichkeit für das Prägen wird deshalb im Beispiel extrem verfälscht, wenn man die bisherigen Grenzen von z.B. 1 ... 1.1 beibehält:

  • Die gesamte Fläche links neben dem unteren Grenzwert 1 wird rot markiert (im Beispiel ca. 55%). Das hat Auswirkung auf die angebliche Gesamtversagenswahrscheinlichkeit, welche dadurch auch wesentlich größer erscheint (56% anstatt 30%):
.
  • Hier kann man sich mit einem Trick behelfen, indem man die Grenzen des zulässigen Bereichs z.B. auf 0.85 ... 1.3 setzt (danach "Probabilistik neu berechnen" erforderlich!):
.
  • Erreicht die Nadelspitze den korrigierten unteren Grenzwert von 0.85, dann erfolgt in jedem Fall ein Prägen.

Hinweise:

  • Für kleine Teilversagenswahrscheinlichkeiten der Prägung funktioniert der Trick noch nicht perfekt → ca. 1% anstatt 4% in der realen Stichprobe!
  • Probleme mit einer verfälschten Ersatzfunktion gibt es auch für die Zykluszeit, da beim "Nichtprägen" tZyklus=10 ms registriert wird (entspricht der Simulationsendzeit "tStop"). Dies widerspiegelt sich auch in der Berechnung der Spulenerwärmung.
  • Bei Existenz von Verhaltensunstetigkeiten im Streu-Bereich sind die Ergebnisse im Hinblick auf die Rangfolge der Effekte und das Maß ihrer Interaktionen mit großen Unsicherheiten behaftet, weil die Ersatzfunktionen in den Unstetigkeitsbereichen sehr ungenau sind.
  • Um trotzdem Aussagen in Hinblick auf die Effekt-Eigenschaften zu erhalten, muss man in solchen Fällen die Toleranzen aller Streuungen proportional soweit verkleinern (z.B. auf 10%), dass kein unstetiges Verhalten für die simulierte Stichprobe mehr auftritt.


Anpassung der Grenzwerte für unstetige Restriktionsgröße "Praegung":

  • Für unseren Struktur-optimierten Antrieb wird mit der Nennwert-optimierten Lösung ein robustes Prägen erreicht (wenn keine Fehler passieren!).
  • Trotzdem ändern wir für diese "unstetige" Restriktionsgröße den zulässigen Bereich so, dass auch im anderen Fall eine hinreichend genaue Teilversagenswahrscheinlichkeit ermittelt wird.
  • Untergrenze = 0.85 / Obergrenze = 1.3

Moment-Methode

Wir nutzen für die Moment-Methode "2. Ordnung mit Interaktionen" die separate Datei Etappe5_xx_Moment.opy:

  • Falls diese bereits im Vorfeld erstellt wurde, wie in der Experimentvorbereitung beschrieben, so muss man noch die Grenzwerte für das "Praegen" entsprechend anpassen (0.85 ... 1.3).
  • Anderenfalls kann man die benötigte .opy-Projektdatei auch aus einer Kopie von Etappe5_xx_Sample.opy gewinnen, welche man umkonfiguriert.

Die Struktur-optimierte Lösung zeigt ein robustes Prägeverhalten im gesamten Streubereich der Toleranzen:

  • Man erhält mit der vollständigen Moment-Methode ähnliche Ergebnisse, wie mit der Sample-Methode:
    .
  • Auch die Rangfolge der Effekte ist identisch zur Sample-Methode (mit Ausnahme fast gleich großer "Minimal"-Effekte z.B. bei iMax):
    .
  • Es treten keine wesentlichen Interaktionen zwischen den Streuungen auf (Total- und Haupteffekt jeweils fast gleich groß).